In grauester Vorzeit, also so anno 1983 bis 1992 als ich noch "jung und frisch" war begann meine erste Läuferkarriere. Nach einer ziemlich unsportlichen Jugend entdeckte ich die Liebe zum Langstreckenlauf und lief nach einigen Jahren sehr systematischen und harten Trainings richtig gute 10 km - Zeiten und mehrere Marathonläufe unter 3 Stunden. Meinen ersten Marathon lief ich übrigens noch in Bremen beim Marathon "über Stadt und Land", dem Ursprungsort des Maskottchens "Marathoni".
Das sind natürlich Zeiten wo sich auch viele Jungs die Finger danach lecken und jede Erwähnung in "Fachkreisen" zu Streit und Rechtfertigungsdruck führt. Und weil das so ist und weil ich auch weiß, daß ich aufgrund verschiedener gesundheitlicher Veränderungen und Probleme sowie einer 10-jährigen Kettenraucherinnen-Karriere nie wieder auch nur in die Nähe dieser Zeiten kommen werde, habe ich beschlossen alles auf Reset zu stellen und ganz neu zu starten. Das ist für mich psychologisch und auch sachlich legitim denn durch eine Totaloperation bin ich körperlich in der Post-Menopause angesiedelt und bewege mich darum auch auf völlig anderen Voraussetzungen.
Natürlich bin ich jetzt läuferisch auf einem Niveau das ich früher bei jedem lockeren Dauerlauf im Griff hatte, ja sogar belächelt habe, aber genau deshalb führe ich meine Bestzeiten neu.
Vor einigen Jahren habe ich mit extrem langsamen Jogging wieder angefangen und laufe jetzt wieder begeistert Wettkämpfe. Naja richtig Laufen geht eigentlich anders, aber heute bin ich auch stolz über die kleinen Fortschritte die ich so mache. Und fast jedes Jahr wird dies auch irgendwo durch einen kleinen Altersklassen-Pokal belohnt. Dann kann es ja nicht sooo schlecht sein, wie auch mein Mann sagt; mithin bin ich meist im vorderen Drittel meiner AK angesiedelt. Aber auch in der Laufszene hat sich nichts geändert; leistungsorientierte Läufer sind exzentrische Persönlichkeiten und wenn ihnen bei einer Meinungsverschiedenheit nichts mehr einfällt wird über die Laufleistung des Anderen die Nase gerümpft - ja da gebärdet man sich als wäre man Weltrekordler. Mit solchen Überheblichkeiten muß und kann ich leben - ich lache nur darüber und messe mich nur noch an mir selbst. Laufen ist für mich reiner Spaß und Selbstzweck geworden; hat mit den Qualen und Selbstdisziplinierungen von früher nichts mehr zu tun.
2008 bereitete ich mich im Frühjahr dann wieder auf meinen "ersten" Marathon vor, den ich in Paris erfolgreich absolvierte. Und ja - da fühlte ich mich wirklich wie eine Debütantin und auch wenn man es kaum glaubt; es war wieder wie eine Reise ins Ungewisse und ein Abenteuer, denn so genau wußte ich nicht was unter den geänderten Voraussetzungen auf mich zukommen würde. Es war ein tolles Erlebnis zu erfahren: Ich kanns noch !
Was ich aber für mich wieder gefunden habe und genau weiß ist, daß das Laufen mir ein unverzichtbarer und meditativer Bestandteil des Lebens ist und somit einen Teil von mir bedeutet. Seitdem ich erneut zu laufen begann, bin ich erst in allen Bereichen wieder richtig zufrieden und ausgeglichen - ja Laufen hat mich sogar aus der gefährlichen Depri-Spirale befreit. Mittlerweile bin ich wieder einige Marathons und sogar einen kleinen Ultra gelaufen - die bisher einzige absolute persönliche Bestleistung die ich in den letzten Jahren aufgestellt habe.
Aber was dabei das Wichtigste ist; ich habe viele neue Freunde gefunden; besonders innerhalb der sogenannten "Radiergummi-Liga". Wir treffen uns regelmäßig und haben sehr viel Spaß. Der Spaß - auch bei den Veranstaltungen mit Kurzurlauben - wie kürzlich wieder in Kröv - sind doch das Allerwichtigste dabei.
Altena, im Mai 2012
Daniela